Landtagssitzung am 05.04.2019 | TOP 22: Tiertransporte reduzieren

Video Landtagsrede am 05.04.2019: Grüner Debattenbeitrag von Dorothea Frederking >>> Rede im Wortlaut zum Nachlesen im Transkript:

05.04.19 –

Video Landtagsrede am 05.04.2019: Grüner Debattenbeitrag von Dorothea Frederking >>>

Hier zur gesamten Debatte mit allen Redebeiträgen und Drucksache 7/4123 >>>

Rede im Wortlaut zum Nachlesen im Transkript:

Dorothea Frederking (GRÜNE):

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Mit ihrem Antrag betreibt die AfD blanken Aktionismus

(Oliver Kirchner, AfD: Populismus!)

und entlarvt sich in Ihrer Überschrift gleich selber.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der LINKEN)

Ihr ist gar nicht bekannt, ob Unfälle bei Tiertransporten ein besonderes Problem darstellen. Dennoch fordert sie eine umfangreich besetzte Arbeitsgruppe, die das erst einmal herausfinden soll.

Ja, Tiertransporte sind ein Problem, auch ohne Unfälle. Tiertransporte sind nämlich ein Problem für die Tiere. Die Tiere leiden bei den Transporten. Sie haben zu wenig Platz. Sie sind in ihrer Bewegung eingeschränkt. Sie haben Stress und Angst. Sie werden mangelhaft mit frischer Luft, Wasser und Futter versorgt, und sie erleben bei den Transporten auch Verletzungen, Prellungen, Abschürfungen, Knochenbrüche.

Wir wissen genau, was dringend getan werden muss, um die Bedingungen zu verbessern; denn die Standards müssen verbessert werden. Und wir brauchen weniger Transporte und möglichst kurze Transportwege, um die Situation unserer Mitgeschöpfe zu verbessern. Regionale Schlachthöfe wären dabei sicherlich hilfreich. Die Dauer von Tiertransporten muss drastisch reduziert werden. Die Dauer heute, nach dem Gesetz, nach den Grundlagen, beträgt in Deutschland acht Stunden, EU-weit je nach Tierart bis zu 24 Stunden. Wir GRÜNEN fordern eine Reduzierung auf vier Stunden.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Wir wollen diese Begrenzung und wir glauben, dass sich mit dieser Begrenzung dann auch die Unfallgefahr reduzieren lässt.

Weiterhin müssen Mindesttierschutzstandards mit Nicht-EU-Staaten ebenfalls dringend angegangen werden. Ohne gesicherten Tierschutz dürfen Transporte lebender Tiere zu Zielen außerhalb der EU von den Veterinärbehörden nicht genehmigt werden. Es gibt Bestrebungen, diese Transporte gänzlich abzuschaffen. Bayern hat einen Exportstopp in 17 Zielländer verfügt. Hessen und Schleswig-Holstein haben auch schon Transporte in bestimmte Zielländer ausgeschlossen.

Tierschutz endet nicht an den Grenzen von Ställen. Tierschutz endet auch nicht an den Grenzen von Nationalstaaten. So ist es gut, dass bei der AMK in der nächsten Woche über Abkommen mit Drittstaaten zu Tierschutzstandards beraten wird.

Problematisch ist bei diesem ganzen System natürlich auch das System der industriellen Tierhaltung an sich. Beispiel Schweine: Diese werden an verschiedenen und oft weit entfernten Orten geboren, dann gemästet und zu den Schlachthöfen gebracht. Das führt zu den umfangreichen Transporten.

Der Antrag geht völlig am Thema vorbei. Wir lehnen ihn ab. Wir wissen längst, was den Tieren guttut, und hier müssen wir ansetzen.

(Beifall bei den GRÜNEN)


Vizepräsident Willi Mittelstädt:

Frau Frederking, Herr Loth hat sich zu Wort gemeldet. - Herr Loth, Sie haben das Wort.


Hannes Loth (AfD):

Frau Frederking, der Antrag kann ja gar nicht am Thema vorbeigehen, weil wir das Thema definiert und den Antrag dazu gestellt haben. Der Antrag lautet, Unfälle bei Tiertransporten statistisch zu erfassen und dazu noch die Feuerwehr zu schulen. Was war denn jetzt am Thema vorbei, bitte? - Nichts. - Danke schön.


Dorothea Frederking (GRÜNE):

Das kann ich beantworten. Sie wollen ja die Unfallzahl reduzieren,

(Hannes Loth, AfD: Erfassen! - Oliver Kirchner, AfD: Wir wollen sie erst mal wissen!)

und dafür wollen Sie eine Statistik erheben. Wir sagen, wir brauchen keine Statistik. Wir wissen, was zu tun ist. Die Transporte müssen reduziert werden und die Transportdauer muss reduziert werden. Das reduziert automatisch die Unfälle.

(Beifall bei den GRÜNEN)