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Landtagssitzung am 16.12.2016 | TOP 18: Wegwerfverbot für Lebensmittel

Video Landtagsrede am 16.12.2016: Grüner Debattenbeitrag von Dorothea Frederking >>> Rede im Wortlaut zum Nachlesen im Transkript:

16.12.16 –

Video Landtagsrede am 16.12.2016: Grüner Debattenbeitrag von Dorothea Frederking >>>

Rede im Wortlaut zum Nachlesen im Transkript:

Frau Frederking (GRÜNE):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Es wurde schon gesagt, Lebensmittel sind kostbar, weil sie unsere Existenz sichern. Sie werden mit einem hohen Ressourcenaufwand und vielen Arbeitsschritten hergestellt. Flächeninanspruchnahme, landwirtschaftliche Bearbeitung, Wasser, Dünger, Ernte, Verarbeitung, Verpackung, Kühlkette, Transporte usw.

Diejenigen, die keine Lebensmittel haben, hungern. So ist es unverantwortlich und ethisch-moralisch verwerflich, sie zu verschwenden. Lebensmittelverschwendung muss gestoppt werden.

Das wäre ein großer Hebel, um die Welt besser zu machen. Damit würden sich neue Chancen für weltweite Nahrungsmittelsouveränität und für eine gerechtere Verteilung von Lebensmitteln ergeben. Ein Baustein, um das Menschenrecht auf Nahrung durchzusetzen.

Wenn Lebensmittel besser genutzt werden, trifft das auch auf die landwirtschaftlichen Primärprodukte zu. Weniger landwirtschaftliche Produktion für Lebensmittel heißt auch, weniger Wasserverbrauch, weniger Düngereinsatz, weniger Umweltbelastung, weniger Energieverbrauch. Zugleich werden Flächenpotenziale für den ökologischen Landbau, für Aufforstungen und für einen nachhaltigen Energiepflanzenanbau erschlossen.

Es gibt unzählige Möglichkeiten, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Einige sind sogar ganz einfach und könnten sofort umgesetzt werden, weil sie keine technischen Maßnahmen erfordern und nur vom Verhalten und Management der Menschen abhängig sind. Warum nicht einfach den Beutel mit den Orangen aufschneiden und die guten und verdorbenen aussortieren?

Warum gibt es nur vereinzelt bedarfsgerechte Portionen oder den sogenannten Seniorenteller in den Restaurants? Lebensmittel brauchen mehr Wertschätzung. Erfreulicherweise ist Kochen wieder auf dem Vormarsch. Wir stimmen hier mit dem Bundesverband der Verbraucherzentralen überein und sehen in der Renaissance und Stärkung der Kochkultur, auch an den Schulen, wichtige Schritte.

Auch der neue Trend des Foodsharings ist zu begrüßen, bei dem in öffentlich zugänglichen Kühlschränken Lebensmittel abgegeben oder entnommen werden können. Hervorzuheben ist natürlich die wertvolle Arbeit der Tafeln. Doch gerade der Bundesverband der Tafeln in Deutschland spricht sich gegen ein Lebensmittelwegwerfverbot für den Handel aus, unter anderem deshalb, weil die Tafeln eine Verpflichtung zur Abnahme der Lebensmittel fürchten, die sie möglicherweise nicht leisten können.

Im Antrag der LINKEN wird im Punkt 2 eine solche Verpflichtung zur Zusammenarbeit zwischen Lebensmittelgroß- und -einzelhandel und den Wohlfahrtsorganisationen gefordert. Um hier vernünftigere und praktikable Verfahren zur effizienteren Verwendung von Lebensmitteln des Handelns hinzubekommen, sollten die Themen „Wegwerfverbot“ und „Reduzierung der Lebensmittelverschwendung“ in den Ausschüssen gegebenenfalls auch mit einem Fachgespräch beraten werden.

Es ist richtig, dass wir konkrete landesspezifische Umsetzungsmaßnahmen zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung bekommen. Ich gehe davon aus, dass dabei die Ergebnisse aus einem von im Auftrag des Umweltministeriums zu erstellenden Gutachten zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen helfen können.

Damit wir schnell vorankommen und motivierende Erfolge sehen, sollten kurzfristig auch Gemeinschaftsverpflegungen und Lebensmitteleinzelhandelsketten zur freiwilligen Teilnahme an praktischen Versuchen zur Reduzierung der Lebensmittelabfälle angesprochen werden. Die Unternehmen könnten ihre derzeitigen Lebensmittelabfälle und die entsprechenden Gründe ermitteln, selbst Vorschläge zur Reduzierung erarbeiten, diese umsetzen und dann nach einigen Monaten eine Erfolgsmessung vornehmen.

Wirksamere Reduzierungsmaßnahmen wären dann die Blaupause für andere Betriebe. Der ressourcenschonende und faire Umgang mit Lebensmitteln ist eine Frage der sozialen Gerechtigkeit.

(Zustimmung bei der LINKEN)

Darüber hinaus könnte ein mit der Reduzierung von der Agrarproduktion verbundener Spielraum zu einer relevanten Stellschraube für die Ökologisierung der Landwirtschaft werden.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der LINKEN)

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