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13.05.15 –
Auf Einladung besuchte die Energie- und Agrarpolitikerin der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Dorothea Frederking das größte Zellstoffwerk Mitteleuropas in Arneburg im Landkreis Stendal. Gemeinsam mit ihrem Büroleiter Mathias Fangohr und Vertretern der beiden altmärkischen Kreisverbände von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erhielt die grüne Delegation bei einem Werksrundgang ein detailliertes Bild über den Produktionsprozess und die Schwerpunkte des Großunternehmens.
„Das Stendaler Zellstoffwerk - eine gigantische Industrieanlage. Das Produkt - ein reißfester Langfaserzellstoff wurde uns als unscheinbarer ‚Bierdeckel‘ präsentiert, zu dessen Produktion aufwendige und komplexe Verfahrensschritte erforderlich sind: Hacken, Kochen, Filtern, Pressen, Verdampfen, Scheiden, Verbrennen, Kühlen. Und ganz nebenbei fallen bei der Produktion des Zellstoffes für die Papierherstellung auch noch Chemikalien wie Terpentin und Erneuerbare Energie in Form von Strom und Wärme an, die wiederum die gesamte Energieversorgung der großtechnischen Produktion übernehmen“, fasst Frederking die komplexe Arbeit im Werk zusammen.
Energieeffizienz wird im Zellstoffwerk sehr groß geschrieben - durch Wärmerückgewinnung und die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Prozessdampf bei der Verbrennung von Lignin als Reststoff aus der Produktion. Neben der Zellstoffproduktion betreibt das Zellstoffwerk gleichzeitig Europas größtes Biomassekraftwerk. Die riesigen Wärmemengen zum Holzaufschluss, zum Trocknen der Fasern und zum Eindampfen der Schwarzlauge werden im Unternehmen selbst erzeugt.
Optimale Verwertung von Holz im Wertschöpfungs- und Kaskadennutzungssystem
„Genau diese Form von Energieeffizienz brauchen wir auf dem Weg zu 100 % Erneuerbaren Energien. Denn ohne die Senkung des Energieverbrauches durch sparsamen Einsatz der Rohstoffe werden wir es nicht schaffen. Die Zellstoff Stendal GmbH macht vor, was Energieeffizienz bedeutet. Alle Produktionsschritte sind sehr optimiert. Der Rohstoff Holz wird in einem umfangreichen Wertschöpfungs- und Kaskadennutzungssystem optimal verwertet. Zunächst erfolgt die stoffliche Verwertung und erst zum Schluss in der Wertschöpfungskette folgt die energetische Verwertung durch Verbrennung, wobei lediglich der Holzkitt Lignin der energetischen Nutzung zugeführt wird. Genauso müssen Rohstoffe eingesetzt werden“, erklärt die Energie- und Agrarpolitikerin.
Hohe Energieeffizienz durch modernste Technik
Geschäftsführer Adolf Koppensteiner: „Alle Produktionsschritte sind unter sehr hohen Qualitätssicherung-, Energieeffizienz- und Umweltstandards optimiert. Deshalb zählt unsere Prozess- und Verfahrenstechnik zur modernsten in der Welt. So sind zum Schutz der Umwelt und des Wassers der Elbe alle uns vorgeschriebenen Grenzwerte deutlich unterschritten. Wir befinden uns im Biosphärenreservat Mittelelbe. Ohne diese hohen Standards wäre das Werk mit seinen 600 Arbeitsplätzen und 30 Auszubildenden nicht denkbar.“
Wolfram Ridder, Vice President der Mercer International Inc., dem Mutterkonzern der Zellstoff Stendal GmbH: „Um diese Ziele zu erreichen wurden für den Bau des Zellstoffwerks Stendal mehr als 850 Millionen Euro investiert. Aus heutiger Sicht würde es eine solche Investition wie 2002 schwer haben, eine Finanzierung durch Investoren und Banken zu erhalten. Dies liegt vornehmlich an der rasant gestiegenen Nutzung der festen Biomasse Holz bei den erneuerbaren Energien und der damit einhergehenden Preisentwicklung auf den Rohstoffmärkten. Steigende fossile Energiepreise und nur selten wirklich effiziente energetische Nutzung von Holz in Scheitholz-, aber auch in EEG-vergüteten Anlagen haben dazu geführt, dass in 2010 bereits mehr als 50% des deutschen Holzaufkommens ausschließlich energetisch genutzt wurden. Die Kaskadennutzung, d.h. zunächst stoffliche und dann energetische Nutzung eröffnet die Chance auf eine kumulierte Wertschöpfung aller Potentiale der Ressource Holz. Nur so ist der volkswirtschaftlich hohe Wert der Biomasse Holz in Deutschland langfristig wettbewerbsfähig gegenüber Biomasseimporten realisierbar.“
Zellstoffwerk in 100% Erneuerbare-Energie-Szenario Altmark berücksichtigt
Frederking dazu: „Genau diesen Vorrang haben wir dem Holz in unseren 100% Erneuerbare-Energien-Szenario für die Altmark eingeräumt. Wir sehen relativ geringe Mengen für die energetische Nutzung vor.“ Dorothea Frederking nutzte die Gelegenheit und übergab Wolfram Ridder und Adolf Koppensteiner das 100% Erneuerbare Energieszenario für die Altmark, dass die Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern aus der Altmark erstellt hatte – hier wird auch die Erneuerbare-Energien-Erzeugung des Zellstoffwerkes berücksichtigt.
Frederking, Ridder und Koppensteiner vereinbarten einen fachlichen Austausch bezüglich der Holznutzung, insbesondere in Hinblick auf das grüne Landesenergieszenario für 100% Erneuerbare Energien.
Hintergrund:
Das in Arneburg ansässige Werk der Zellstoff Stendal GmbH mit ca. 600 Beschäftigten befindet an der Elbe gelegen, genau dort, wo zu DDR-Zeiten ein Kernkraftwerk entstehen sollte. Es wurde Ende Oktober 2004 eingeweiht und hatte 2014 zehnjähriges Bestehen.
Die Zellstoff Stendal GmbH ist Zentraleuropas modernster und größter Hersteller von NBSK (Northern Bleached Softwood Kraft) Marktzellstoff. Das Unternehmen gehört gemeinsam mit den Schwesterwerken Zellstoff Rosenthal im südthüringischen Blankenstein und Zellstoff Celgar in Castlegar/Kanada zu der amerikanisch-kanadischen Mercer International Group, einem der weltweit führenden Hersteller im Segment des langfaserigen Marktzellstoffs.
Zellstoff Stendal ist gleichzeitig Betreiber von Deutschlands größtem Biomassekraftwerk mit einer Leistung von bis zu 135 MW. Das Werk erzeugt seinen gesamten Eigenbedarf an Strom selbst, und speist darüber hinaus einen großen Teil der auf Basis erneuerbarer Rohstoffe erzeugten Energie in das öffentliche Stromnetz ein.
Der qualitativ hochwertige Zellstoff wird vor allem bei der Herstellung von Druck- und Hygienepapieren sowie als Verstärkungsfaser bei der Verarbeitung von Altpapier eingesetzt. Die Gesamtkapazität der drei von Mercer betriebenen Zellstoffwerke beläuft sich weltweit mehr als 1,5 Mio. Tonnen Kraftzellstoff jährlich.
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