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26.06.15 –
ZERBST. Die Suche nach einem Ausweg aus der Anwendung des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat war am vergangenen Montag das große Thema im „von Rephuns Garten Hotel-Restaurant“ in Zerbst. Viele regionale Landwirte und Interessierte waren der Einladung von Dorothea Frederking gefolgt. Die agrarpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sucht den Dialog zur Unterstützung der Landwirtschaft für eine Bodenbewirtschaftung ohne Glyphosat. In Sachsen-Anhalt wird es hauptsächlich vor der Aussaat und nach der Ernte eingesetzt, um den Acker unkrautfrei zu bekommen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das weltweit am meisten in der Landwirtschaft eingesetzte Totalherbizid kürzlich als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Bei der Kategorie 2A handelt es sich um die zweithöchste Gefährdungsstufe. Auf EU-Ebene läuft die Zulassung für den Wirkstoff Ende 2015 aus. Die Debatte um eine Neuzulassung ist heiß entbrannt. Viele Glyphosatrückstände befinden sich in Getreideprodukten wie Brot und Brötchen. Bei immer mehr Menschen wird Glyphosat im Urin nachgewiesen. Darüber hinaus wird gentechnisch verändertes Soja aus Südamerika mit Glyphosat behandelt, importiert und landet als Tierfutter in den Mägen der heimischen Rinder und Schweine.
„Die Risikoeinstufung durch die WHO zeigt, dass eine Gefährdung sehr wahrscheinlich ist. Wo das Pflanzengift Glyphosat verstärkt vorkommt, werden gehäuft dramatische Gesundheitsprobleme beobachtet: Erhöhte Krebsraten und Missbildungen bei Kindern in Südamerika, Missbildungen und Erkrankungen bei Tieren auch in Europa. Auf Grundlage des EU-Vorsorgeprinzips darf unseres Erachtens Glyphosat nicht weiter eingesetzt werden. Es handelt sich um eine Risikotechnologie, bei der nicht klar ist, dass sie unschädlich ist. Gesundheitsschutz hat oberste Priorität“, erklärt Dorothea Frederking.
Jürgen Hartmann (Verbund Ökohöfe e.V. Sachsen-Anhalt) präsentierte Alternativen zum Glyphosateinsatz und stellte die im Ökolandbau hauptsächlich eingesetzten mechanischen Maßnahmen wie Grubbern und Striegeln in den Vordergrund. Dagegen ging Thorsten Breitschuh (Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V.) auf die Nachteile dieser mechanischen Verfahren ein: mehr Treibstoff für schwere Landmaschinen, mehr Aufwand bei der Reinigung des Erntegutes, höhere Personalkosten. Seinen Angaben zu Folge ist Glyphosat in der sachsen-anhaltischen Landwirtschaft der drittwichtigste chemische Wirkstoff.
Dennoch herrschte bei der sachlichen Fachdiskussion Offenheit für Alternativen. Schwierigkeiten sehen Grüne und Landwirte gleichermaßen beim Erhalt der Artenvielfalt. Der Einsatz von Glyphosat gehe zu Lasten der Biodiversität. Glyposat tötet gnadenlos alles Pflanzliche ab: keine Chance für Wildpflanzen, weniger Insekten und damit auch weniger Vögel. Viele Landwirte suchen nach Alternativen zu Glyphosat. Dies zeigte sich an ihren Fragen gegenüber Jürgen Hartmann. Dieser gab zu, dass das Wirtschaften ohne Herbizide gegen Unkräuter ein größerer Aufwand ist. Beim Anbau von Heilkräutern beispielsweise müssten die teils giftigen Unkräuter mit der Hand entfernt werden. Ertragseinbußen sieht er allerdings kaum bis keine.
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