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10.12.14 –
Ende November hat der Landkreis Jerichower Land gegen den niederländischen Schweinezüchter Adrianus Gerardus Maria Straathof unter Anordnung der sofortigen Vollziehung ein Tierhaltungs- und Betreuungsverbot für Schweine erlassen. Straathof gehört zu den größten Schweinezüchtern in Deutschland. Das Haltungsverbot gilt deutschlandweit.
„Dieser Schritt war längst überfällig. Über mehrere Jahre hinweg hat Straathof den Tieren in seinen Anlagen erhebliche Schmerzen, Leiden und Schäden zugefügt. Als alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer seiner Firmen steht Straathof hier in der Verantwortung. Die wiederkehrenden tierschutzrechtlichen Verstöße sind Ergebnis des von ihm vorgegebenen Haltungssystems. Dieses System hat jetzt ein Ende – deutschlandweit“, berichtet die agrarpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Sachsen-Anhalt, Dorothea Frederking.
Da das Tierhaltungsverbot gegen ihn als Person ausgesprochen wurde, sei es ihm ab sofort in all seinen Funktionen überall in Deutschland untersagt, Schweine zu halten und zu betreuen. Damit könne er kein Tierhalter mehr sein und hat keine Entscheidungshoheit mehr über die Haltungsbedingungen der Tiere, erklärt Frederking. „Das ist ein Befreiungsschlag für die gequälten Schweine in seinen Anlagen und für die Menschen, die sich seit Jahren für die Rechte der geschundenen Mitgeschöpfe einsetzen. Endlich ist mit dem Tierhaltungsverbot die Chance da, dass die unsägliche Tierquälerei beendet wird.“
Hintergrund:
Weil dieses Tierhaltungs- und Betreuungsverbot eine einschneidende Zäsur in der Politik der Tierhaltung darstellt, liefert die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, die sich seit Jahren um den Tierschutz in der Nutztierhaltung bemüht, an dieser Stelle einen sehr großen Hintergrund:
Eklatante Mängel und unsägliche Tierqualen führen zum Haltungsverbot
Hintergrund des Erlasses aus dem Jerichower Land sind wiederholte und massive tierschutzrechtliche Verstöße und Haltungsbedingungen in Straathofs Schweinezuchtanlagen, die bei den Tieren erhebliche Schmerzen, Leiden und Schäden hervorrufen. Die Veterinärbehörde des Landkreises Jerichower Land haben über Jahre eklatante Mängel und immer wiederkehrende Verstöße festgestellt. Trotz behördlicher Auflagen, zahlreicher Buß- und Zwangsgelder sowie Strafanzeigen konnten keine ordnungsgemäßen Haltungsbedingungen hergestellt werden. Zum Schutz der Tiere blieb jetzt nur noch als Ultima Ratio, die Tierhaltung zu untersagen. Da es sich um Lebewesen handelt, soll das Verbot sofort vollzogen werden.
Hierzu erklärt Dorothea Frederking, agrarpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Sachsen-Anhalt: „Straathof in Person ist quasi alles in einem: Alleiniger Gesellschafter und alleiniger Geschäftsführer der Straathof Holding GmbH sowie Gesellschafter und Geschäftsführer eines Geflechts von rund 20 Tochtergesellschaften in ganz Deutschland. Davon allein in Sachsen-Anhalt sechs Schweinehaltungsanlagen: Die GLAVA GmbH in Gladau und DEMVA GmbH in Klein Demsin, beide Landkreis Jerichower Land, MESA Agrar GmbH in Wasmerslage aus dem Landkreis Stendal, Schweinezucht Binde GmbH in Binde aus dem Altmarkkreis Salzwedel und in Hübitz aus dem Landkreis Mansfeld-Südharz sowie nach neuesten Informationen in der Nähe von Loburg ebenfalls aus dem Jerichower Land.“
Straathofs Imperium seit Jahren im Visier der Staatsanwaltschaft
Bekannterweise laufen mehrere strafrechtliche Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft Stendal. So zum Beispiel eine Strafanzeige des Landkreises Jerichower Land wegen Verstoßes gegen Paragraph 17 des Tierschutzgesetzes, die in der Drucksache 6/2334 genannt ist. Darüber hinaus gab es mehrtägige staatsanwaltschaftliche Ermittlungen im März 2014 in Gladau. Frederking: „Neben der strafrechtlichen Verfolgung hat die Veterinärbehörde des Landkreises Jerichower Land mit dem von ihr ausgesprochen Tierhaltungs- und Betreuungsverbot konsequent ihre Möglichkeiten zum Schutz der Tiere angewandt. Das Verbot ist richtig – aber es ist nicht akzeptabel, dass es so viele Jahre gedauert hat. Das hätte viel früher passieren müssen, um den Tieren Qualen zu ersparen.“
Tierhaltungsverbot wird eine Zäsur in der Schweinehaltung bedeuten
Bei Schweinehaltern mit ähnlicher Größe und gleicher Einstellung zu den Tieren wird das Tierhaltungs- und Betreuungsverbot bundesweit ein Erdbeben auslösen. „Sie müssen nun befürchten, dass auch ihrem tierschutzwidrigen Treiben ein Ende gesetzt werden kann“, betont Frederking. Mit dem Verbot sei endlich ein Stoppschild gesetzt. Illegale Machenschaften wie in den Tierfabriken von Straathof dürften die Landwirtschaft nicht in Verruf bringen und stigmatisieren.
Frederking: „Ein Verbot in dieser Dimension hat historische Bedeutung und wird hoffentlich eine grundsätzliche Neuausrichtung in der Tierhaltung auslösen. Die Gesellschaft muss gemeinschaftlich für mehr Tierschutz eintreten. Die Verbraucherinnen und Verbraucher wollen keine gequälten Tiere auf dem Teller. Sie sind bereit, faire Preise für faire Produkte zu zahlen. Der Handel muss das ruinöse Preisdumping beenden, damit die Erzeuger anständige Preise bekommen.“
Tierquälereien à la Straathof wirksam stoppen
Frederking: „„Manche haben jahrelang geschlafen und ihre Augen vor dem Tierleid verschlossen. Nun gibt es einige Verantwortungsträger, die zwar ihren Willen für mehr Tierschutz bekunden, aber mit ihren Vorschlägen nicht ansatzweise Tierquälereien à la Straathof wirksam verhindern. Beispiel Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, der auf freiwillige Selbstverpflichtungen setzt. Beispiel Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Dr. Hermann Onko Aeikens, der weiterhin auf Fleischexport und damit auf Masse setzt“, meint Frederking. „Aeikens handelt halbherzig und fordert wissenschaftliche Bewertungen von Schweinehaltungen – während ihm der Landtag schon längst den Auftrag gegeben hatte, dass Kastenstände bei der Sauenhaltung breiter sein müssen.“
Bessere und unangekündigte Tierschutzkontrollen müssen Standard werden
Auch wenn es viel zu spät erfolgte, konnte der Landkreis Jerichower Land nur deshalb machtvoll durchgreifen, weil er gute personelle und sachliche Ausstattung für tierschutzrechtliche Kontrollen bekommen hatte. Frederking: „Solche Strukturen müssen der Standard sein, sind es aber nicht. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sehen akuten Handlungsbedarf. Um den Tierschutz durchzusetzen, brauchen wir bessere Kontrollen – das heißt vollumfängliche und unangekündigte Tierschutzkontrollen. Hierfür werden wir Grünen uns einsetzen. Weiterhin machen wir uns dafür stark, dass artgerechte Haltungsbedingungen in Gesetzen und Verordnungen festgeschrieben werden, und zwar so, dass sie eindeutig und klar sind.“
Schlimmste Auswüchse der industriellen Tierhaltung beenden
Frederking: „Die Tiere sind darauf angewiesen, dass wir bei Missständen hinsehen. Machenschaften wie die von Straathof sind die schlimmsten Auswüchse der industriellen Tierhaltung, die Politik, der Handel und Teile der Landwirtschaft zugelassen haben. Er bringt damit die gesamte Landwirtschaft in Verruf. Denn was Leute wie Straathof treiben, hat mit Landwirtschaft hat das nichts mehr zu tun. Hier bedarf es einer Kehrtwende.“
Es gibt unter anderem folgende Rechtsverstöße
Die Schweine bei Straathof erfahren nachweislich immer wieder massiv Schmerzen, Leiden und Schäden, weil sie:
- auf solchen Spaltenböden leben, die den Tieren länger andauernde Schmerzen und zufügen. Diese Böden führen zu Quetschungen der Beine und zu Schwellungen und schmerzhaften Entzündungen.
- in viel zu engen Metallkäfigen (Kastenstände) eingequetscht gehalten werden.
- wegen Trinkwassermangels nahezu verdursten.
- teils qualvolle Wunden aufweisen, die schlecht oder gar nicht medizinisch behandelt werden.
- als überzählige Ferkel ohne Versorgung teilweise völlig entkräftet sind.
- als kranke und absolut nicht transportfähige Tiere transportiert werden.
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